Der Mix aus Wohnen und Arbeiten ist nicht neu, war er doch bis vor wenigen Jahrzehnten in vielen Städten und Gemeinden weitverbreitet: Im Erdgeschoss liefen die Maschinen und im Obergeschoss eines Hauses befanden sich Wohnräume. So muss es auch vor Generationen gewesen sein, als an der Ulmer Straße eine Fabrik entstand.
1894 wurde mit dem Bau der „Mechanischen Weberei Rothschild“ in der Nähe des Uhinger Bahnhofs begonnen. Gründer waren Moritz Rothschild und sein Sohn Harry aus Nordstetten bei Horb. Schnell wuchs das Unternehmen auf bis zu 400 Beschäftigte. Noch bis ins Jahr 2017 produzierte das mittlerweile in Spinnweberei Uhingen (SWU) umbenannte Unternehmen seine präzisen Trägergewebe auf technisch hochspezialisierten Luftdüsen-Webmaschinen, musste dann aber den Betrieb nach über hundertjähriger Produktionszeit einstellen.
Die Insolvenz des Traditionsunternehmens war ein herber Schlag, da viele Menschen ihren Arbeitsplatz verloren haben. Andererseits eröffnen neue städtebauliche Perspektiven auf dem Areal der ehemaligen Spinnweberei, dessen Name an die Nutzung durch die SWU erinnert.
Die Stadt Uhingen erwarb das 1,2 Hektar große Areal im Herzen der Stadt für 2,3 Millionen Euro. Der Gemeinderat beschloss den Abriss des gesamten Areals. Die Kosten dafür liegen bei rund 456.000 Euro. Hinzu kamen Honorare für ein Gutachten über die Altlastenerkundung sowie für die beauftragten Architekten und Geologen. Dies ergab eine Gesamtsumme für den Abriss von rund 591.000 Euro.
In der Ortsmitte entstand somit ein Freiraum, der städtebaulich, infrastrukturell und bürgerorientiert mit neuem Leben gefüllt werden kann. Während die Vergangenheit des Spinnweberei-Areals unveränderbar in die Geschichte eingehen wird, kann die Zukunft der Fläche neu geschrieben werden.