Die Sonne blinzelt durch die saftig grünen Blätter der Bäume im frühlingshaften Haldenwald, Vögel zwitschern und die idyllische Ruhe wird ergänzt vom munteren Gelächter und Geplapper einiger Kinder. Seit einem Jahr ist ein Bereich im Haldenwald fest in Hand von Kindern zwischen 2 und 7 Jahren. Denn dieses kleine Stückle Paradies gehört zum Naturkindergarten. Vor einem Jahr nahm er als zusätzliches Betreuungsangebot den Betrieb auf, was am Samstag, 20. April, mit einem Tag der offenen Tür gefeiert wird.
Die derzeit 5 Mädchen und 8 Jungen entdecken mit allen Sinnen die Natur, auch bei nicht so idealem Wetter ohne wärmende Sonnenstrahlen. „Es gab nur ganz wenige Tage, an denen es richtig eklig war und wir weniger als drei Stunden draußen sein konnten“, erinnert sich Leiterin Nicole Stix zurück und fügt schmunzelnd hinzu: „Ohne gute Kleidung geht im Naturkindergarten nichts.“ Es habe im nasskalten Winter kaum längere Krankheitsfälle gegeben.
Team besteht aus Nicole Stix, Tatjana Albrant und Elena Wagner
Ob nun die Sonne munter vom Himmel scheint oder nicht – das ist den Kindern egal. Sie haben ihre Freude an der Natur. Im Waldstückchen, das sich nur wenige Fußminuten vom eigentlichen Naturkindergarten gegenüber des Haldenbergstadions entfernt bei der Haldenberghalle befindet, entstanden im ersten Jahr der Einrichtung ein Waldsofa oder Lagerplätze. Auch halfen die Mädchen und Jungs dabei, „ihr“ Wäldchen vor Mountainbikern zu schützen, die anfangs meinten, durch das Gelände donnern zu müssen. Am unteren Teil des Geländes häuften Nicole Stix sowie ihre Kollegin Tatjana Albrant und die Auszubildende Elena Wagner, mit den Naturkindern Äste und Zweige als Barriere an.
Übrigens Barriere: Nur zur Haldenberghalle hin ist das Waldgebiet eingezäunt, ansonsten weisen Markierungen an den Bäumen darauf hin, wo das Reich der Naturkinder endet. „Sie haben das ganz schnell begriffen und fühlen sich in dem Wald auch wohl“, berichtet Nicole Stix. Und wenn jemand bei der Suche nach Schätzen des Waldes doch mal etwas zu weit geht, dann passen sie und ihre beiden Kolleginnen mit ihren wachsamen Blicken auf.
Wasch-Bereich im Wald mit Spezialseife
Eigentlich aber gibt es im Wald alles, was die Kinder benötigen: Äste, Zweige und Blätter als Baumaterial. Und sogar eine Ecke zum Waschen: An einem aus zwei dicken Holzbrettern bestehendem Zaun hängen die Rucksäcke der Kinder und daneben an einer Leine hängen kleine Handtücher an einem gespannten Seil. Daneben steht auf einem Baumstamm ein Kanister zum Waschen. Und Spezialseife gibt es auch: „Das ist spezielle Outdoor-Seife, die bedenkenlos beim Waschen ins Erdreich kann“, weiß Nicole Stix.
Marmelade aus Löwenzahn
Doch der Wald ist nur ein Tummelplatz von vielen für die Mädchen und Jungen. Beim Naturkindergarten an der Panoramastraße 19 sorgt Mutter Natur je nach Saison für unterschiedliche Abenteuer. So pflanzten die Kinder Karotten, Kartoffeln und andere Gemüse ein, sahen ihnen beim Wachsen zu, ernteten sie und verarbeiteten sie zu leckeren Speisen weiter. Erst kürzlich pflückten sie Löwenzahn von der Wiese und machten daraus Löwenzahnmarmelade. Anfang des Jahres entstand aus dem Bärlauch im Wald ein leckeres Bärlauch-Pesto mit Spaghetti. „Wir haben den Bärlauch gepflückt, bevor die Maiglöckchen blühten und jedes gepflückte Blatt kontrolliert“, erklärt Nicole Stix weiter, wie sie die intensiv schmeckenden Bärlauchblätter von den giftigen der Maiglöckchen unterscheiden konnten.
Doch auch auf den umliegenden Feldern und Wiesen waren die Ausflügler im vergangenen ersten Jahr des Naturkindergartens rege unterwegs, erlebten den Wandel der Jahreszeiten anhand der Aussaat, dem Wachstum und Ernte auf den Feldern.
Als Rückzugsort dient stets der komfortable Naturkinder-Wagen – ein geräumiger Bauwagen mit großer Holzterrasse und Pergola. Er bietet jeden für einen Kindergartenalltag nötigen Komfort: einen großen Gruppenraum, eine Küchenzeile, zwei Toiletten sowie Strom-, Wasser- und Abwasseranschluss.
Viel los beim Tag der offenen Tür von 13 bis 17 Uhr
Doch nicht nur die Kinder erleben immer wieder Neues, auch die Eltern, indem sie miteingebunden werden – und sich auch selbst einbringen. Beim Laternenfest zogen alle miteinander mit ihren leuchtenden Laternen durch die Straßen, helfen bei Fahrdiensten für Ausflüge und auch sonst lobt Nicole Stix das Miteinander: „Die Eltern bringen sich sehr toll ein.“ So auch für die Vorbereitungen zum einjährigen Bestehen, was mit einem Tag der offenen Tür am Samstag, 20. April, gefeiert wird. Von 13 bis 17 Uhr gibt es kleine Spielaktionen im Wald und Garten des Naturkindergartens, das Domizil und Waldstück können angeschaut werden, die Mamas und Papas sorgen für eine Stärkung und das Erzieherteam gibt einen Einblick in den pädagogischen Alltag. „Das war ein tolles erstes Jahr“, bilanziert Nicole Stix zufrieden.
Freie Plätze
Und immer mehr Eltern entdecken den Uhinger Naturkindergarten für ihr Kind. Von den 20 Plätzen sind zwar noch 7 frei. „In den nächsten Monaten kommen aber immer mehr Kinder zu uns“, freut sich Nicole Stix. Vor allem seit Herbst sei der Andrang groß. „Es ist toll, dass es dieses Angebot in Uhingen gibt.“
Info: Der Naturkindergarten stellt in den Augen von Uhingens Bürgermeister Matthias Wittlinger einen weiteren Baustein im Betreuungskonzept eines familienfreundlichen Uhingens dar. „Dadurch kann die Stadt Uhingen ein zusätzliches pädagogisches Konzept anbieten und kommt den Eltern entgegen, die sich wohnortnah schon lange eine qualifizierte Kinderbetreuung in der Natur gewünscht haben.“ Und sollten die 20 Plätze im Naturkindergarten belegt sein, aber die Nachfrage nach weiteren Plätzen nicht abreißen, so wurde schon vorausschauend eine Lösung geplant: Auf dem Gelände könnte ein weiterer Wagen zur Unterbringung von zusätzlichen 20 Kindern aufgestellt werden. „Im Vergleich zu einem Neubau oder Anbau an ein bestehendes Gebäude ist das eine vergleichsweise geringe Investition, um so viele neue Plätze zu schaffen“, sagt Matthias Wittlinger. Hierzu hat aber der Gemeinderat das letzte Wort.
Anmeldung: Wer sein Kind im Naturkindergarten anmelden will, kann sich bei der Stadtverwaltung Uhingen bei Anette Epping unter Telefon (07161) 9380-126 oder per E-Mail an anette.epping@uhingen.de melden – oder vorab beim Tag der offenen Tür am Samstag, 20. April, vorbeischauen.