Vier Stunden lang haben sich mehr als 300 Frauen und Männer über 70 Jahren kürzlich im Uhinger Uditorium verwöhnen lassen. Speisen, Getränke, Unterhaltung und Genuss standen beim Seniorennachmittag der Stadt im Mittelpunkt, an dem sich viele Akteure eingebracht haben. Bürgermeister Matthias Wittlinger oblag es, als Moderator durch den Nachmittag zu führen. Dabei war ihm die Schwere seiner Aufgabe bewusst: „Ich habe eine schwierige Arbeit vor mir: Sie aus Ihren Gesprächen herausreißen“, scherzte das Stadtoberhaupt.
Matthias Wittlinger: „Wer immer nur das Schlechte sehe, dem geht es nicht“
Denn abseits der unterhaltsamen Programmpunkte, davon gab es einige, genossen die Frauen und Männer sichtlich das Miteinander. Das dürfte auch an den Worten von Matthias Wittlinger gelegen haben, der unter anderem aufführte, was die jüngere Generation von den Menschen Ü70 noch lernen kann: „Bei Terminen habe ich immer wieder festgestellt, dass seit den Jahren der Einschränkungen, manche Menschen eine immer kürzere Zündschnur haben“, sagte der Bürgermeister. Auf der anderen Seite erlebe er es dagegen bei Ehejubilaren, denen er zur Diamantenen Hochzeit (60. Jahrestag) gratuliere: „Ich erlebe besondere Menschen – zufriedene Senioren -, auch wenn mal was zwickt. Viele Senioren sind dankbar für das, was sie haben und zufrieden“, sagte der Bürgermeister. Wer immer nur das Schlechte sehe, dem gehe es nicht besser. „Sie aber genießen, soweit möglich, Ihren Lebensabschnitt.“
Pfarrer Frank Widmann kritisiert gegenseitiges Überbieten
Und zum Genuss trug auch der Seniorennachmittag bei, der auch Dank an die ältere Generation für deren Lebensleistung ist. Bevor es Kaffee und Kuchen gab, tummelten sich die Mädchen und Jungen des Kindergartens aus dem Uhinger Stadtteil Baiereck mit bunten Eimern auf der Bühne des großen Saals im Uditorium. Abwechselnd auf Eimern trommelnd und klatschend präsentierten sie ein Lied oder tanzten mit bunten Bändern umher. Diese Unbekümmertheit spielte indirekt auch im Anschluss beim Grußwort des evangelischen Pfarrers Frank Widmann, der stellvertretend für alle Uhinger Kirchen sprach, eine Rolle: Er erzählte von Freunden, die sich nach langer Zeit wieder trafen. Und aus der anfänglichen, unbekümmerten, Freude wurde ein gegenseitiges Auftrumpfen und Wetteifern darüber, wer wie viel im Leben schon erreicht hatte.
Schülerinnen und Schüler der Haldenberg-Realschule bewirten
Zum Glück spielte das gegenseitige Überbieten nur im Gleichnis des Geistlichen eine Rolle. Beim Seniorennachmittag tauschten sich die Frauen und Männer über dies und das aus, erkundeten sich nacheinander und genossen sichtlich das Miteinander. Zur Stärkung reichten dann Schülerinnen und Schüler der Uhinger Haldenberg-Realschule, Mitglieder des Gemeinderats und Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung leckere Kuchen und Kaffee.
Barbara Scherer und Ludwig Lämmle sind älteste Besucher
Wie rüstig man noch im hohen Alter sein kann, bewiesen beim Seniorennachmittag Barbara Scherer und Ludwig Lämmle mit ihren 93 beziehungsweise 98 Jahren. Sie wurden von Uhingens Bürgermeister Matthias Wittlinger als älteste Besucher des Seniorennachmittags begrüßt und mit einem Blumenstrauß bedacht.
Marianne Hokenmaier und Hans Zach sorgen für Lacher
Und auf der Bühne gab es dann ebenfalls Beispiele dafür, dass auch die Generation Ü70 für Unterhaltung sorgen kann. Welche Blüten ein langjähriges Eheleben treiben kann, zeigten danach Marianne Hokenmaier und Hans Zach mit einem Sketch: Am morgendlichen Frühstückstisch sitzend und eine Zeitung lesend, sorgte das Duo mit seinen pointierten Aussagen für herzliche Lacher. Weil die Eheleute sich nach so langer Zeit kaum mehr etwas zu sagen hatten, streute die Gattin Salz in den Kaffee des Angetrauten, der natürlich schimpfte und nach dem „Warum“ fragte: „Damit ich dich mal wieder reden höre“, entgegnete sie trocken. „Es ist schön, dass dieser Beitrag aus der Seniorenschaft heraus entstanden ist“, lobte Matthias Wittlinger.
Musikalische Reise in die Jugend dank Erika Bauder
Dem folgte ebenfalls ein unterhaltsamer Programmpunkt, der manche Anwesende in die Jugend zurückversetzt haben dürfte: Erika Bauder, der seit einigen Jahren das Augenlicht fehlt, trug einige Lieder vor. „Damit habe ich spontan vor einigen Jahren angefangen und hätte nicht gedacht, dass ich das weitermachen werde“, gab sie zu – und präsentierte dann ein wunderbares Medley an Liedern; vom Beginn des Frühlings etwa bei „Winter, ade! Scheiden tut weh“ oder „Auf der Heide blüht ein kleines Blümelein“. Die Stimme von Erika Bauder schien das gesamte Uditorium zu durchströmen; die zirka 350 anwesenden Seniorinnen und Senioren genossen das Konzertle und manche summten die Lieder mit. Abschließend brachte Erika Bauder das „Uhinger Lied“ zu Gehör. „Uhingen mein Heimatdorf, von dir gehe ich nicht mehr fort“, sang sie.
Spektakulär wurde es anschließend dank Martina Gehrer, die eine beeindruckende Choreografie am Vertikaltuch zeigte und hoch über der Bühne baumelnd, Kraft und Eleganz in perfekter Symbiose präsentierte. „Ich bin beeindruckt – und stolz, dass Uhingen so eine Sportlerin hervorgebracht hat“, lobte Matthias Wittlinger.
Krönender Abschluss eines gelungenen Seniorennachmittags 2024 war danach das Abendessen, vom Restaurant Herzberg in Sparwiesen zubereitet und von Mitgliedern des Gemeinderats sowie der Stadtverwaltung serviert, die zuvor die Senioren auch mit Getränken versorgt hatten: Hausgemachter Kartoffelsalat, Hähnchenbrustfilet „Wiener Art“ mit Zitronenschnitz und Bratensoße
Zwar zog es einige Seniorinnen und Senioren mit einem frühlingshaften Blumengruß der Stadt in Form einer Topfpflanze nach dem offiziellen Teil nachhause, wobei manche vom ULi-Bürgerbus wie schon bei der Hinfahrt in Uditorium chauffiert wurden. Doch einige Frauen und Männer hockten noch ein wenig beieinander.